Amtliches Geschäftsmodell ?

Ein satirisches Gedicht
von Renate Golpon

Jeder sucht wohl, keine Frage,
schnelles Geld doch heutzutage,
sagte sich Sebastian.
Nicht gezaudert – gehn wir 's an,
dachte sich: bin superschlau,
kenn die Menschen ganz genau.
Jeder stellt sich selbst gern dar
in der Menschen Heldenschar,
und sie sind, auch darauf schwör ich,
nach wie vor behördenhörig.
Daraus zimmre ich mir schnell
Lukrativgeschäftsmodell.

Wichtig ist, was immer gilt:
äußeres Erscheinungsbild.
Amtlich wirken soll der Wisch.
Da bin ich erfinderisch,
nehme Ökograupapier –
die Behörden zeigen 's mir –
typografisch äußerst schlecht,
wirkt der Brief fast amtlich echt.
Keinesfalls ist zu vergessen
das Behördendeutsch! Besessen
feile dran ich Tag und Nacht,
was Begeisterung entfacht.

Wichtig ist mit seinem Rat
auch mein Winkeladvokat;
denn er hat mir beigebracht,
wie man Kleingedrucktes macht:
Winzig sei der Schriftgrad hier
auf dem grauen Briefpapier.
Grau die Schrift, ganz Ton in Ton,
„Superdeutsch“ – wer liest das schon!
Ganz dezent, ich bin bescheiden,
aber ist nicht zu vermeiden,
sehr versteckt mein Werbepreis.
Beim Gedanken wird mir heiß.

Mensch, bin ich ein toller Mann!
Nun an die Idioten ran,
die mit ihrer Hände Schaffen
doch nur kleine Häufchen raffen.
Ich dagegen – ohne Schnaufen –
scheffel gleich ganz große Haufen.
Tausend Briefe send ich heute
an die Kleinstgewerbeleute.
Diese haben wenig Zeit,
viel zu lesen – sind bereit,
wolln „Behörde“ Auskunft geben –
leider Pflicht in unserm Leben.

Doch ist 's gar nicht schlimm. Sie sehen
dass bereits die Daten stehen.
Hier und da nur kurz ergänzt –
wie des Braven Auge glänzt !
Lästig zwar, „Behördenkram“,
doch recht wenig Zeit mir nahm.
Nochmals setzt er an den Stift –
sie ist wichtig: Unterschrift.
Und dann abgesandt per Fax,
das schafft selbst der Klempner Max.
O, wie nett ist doch das Amt,
hat zum Zahlen nicht verdammt,
nennt 'ne Nullachthundert-Nummer.
Die Gebühr gespart. Kein Kummer!

Das Erstaunen kommt dann später –
nicht bei Max nur, auch bei Peter,
der da gleichfalls ganz rasant
diesen Wisch hat abgesandt.
Wieder Grau in Grau, ganz schier,
wird auf gleichem Briefpapier
jetzt die Rechnung präsentiert,
von Cyperski keck kreiert,
doch nur knapp fünfhundertsiebzig.
Trotzdem Unmut? Na, der gibt sich!
Denn die Werbung, die so toll,
macht doch bald die Kassen voll.

Und was einmal schön gewesen –
nächstes Jahr (mit gleichen Spesen,
also keine Teuerung!
Das gibt gleich den rechten Schwung!)
ist der kleine Mann dabei;
denn vertraglich sind es zwei
gleich an Jahren „Werbebrocken“.
Lustig ist Cyperskis Zocken!
Wer nicht kündigt eins-zwei-drei,
der ist lebenslang dabei!

13.10.2013
„Sieh da, sieh da, Timotheus, die Kraniche des Ibykus!“
Cypersky nur Strohmann der Brüder Kaltenmeier
laut „Spiegel“


Merke: Im Netz gibt's fast alles für lau

Seit Jahren werde ich von Firmen angeschrieben, die einen kostenlosen Grundeintrag in Ihr Online-Branchenverzeichnis bieten. Auch von der Gewerbeauskunft-Zentrale habe ich ein solches Formular erhalten mit der Bitte, fehlende bzw. fehlerhafte Daten zu ergänzen oder zu korrigieren. Ich habe nach der ganzen Aufmachung allerdings angenommen, es handle sich um den Eintrag bei einer staatlichen oder kommunalen Stelle oder bei einem Wirtschaftsverband, wofür üblicherweise keine Gebühr anfällt.

Und wie ergeht es Gutgläubigen, die dieses A4-Formular ausfüllen und nichtsahnend unterschrieben zurücksenden?

Wenn Sie so wie ich handeln, haben Sie einen Vertrag abgeschlossen, was Ihnen außer Ärger auch noch Spott einbringen kann. Die Adressdaten Ihrer Firma/Ihres Gewerbebetriebs verbleiben dann zwei Jahre lang ziemlich nutzlos im Online-Firmenadress-Register der www.gewerbeauskunft-zentrale.de der Firma
GWE Wirtschaftsinformations GmbH in Düsseldorf.

Deren Website ist zwar gut und übersichtlich gestaltet, leider aber umständlich in der Bedienung. Am meisten stört jedoch, dass trotz intensiver Suche in der Regel 0 Treffer angezeigt werden, was auf viel zu wenig Einträge schließen lässt. Vor allem, wer sucht dort, wenn man dort doch nichts findet?

Und die Kosten! Wer möchte schon einschließlich Mehrwertsteuer mehr als 1000 Euro für zwei Jahre Adressdatenlagerzeit zahlen! Wer nicht rechtzeitig kündigt, muss auch weiterhin berappen, über die zwei Jahre Abo hinaus. Und bei Zahlungsverweigerung? Eine rigorose Inkasso-Firma sorgt für einen gefüllten GWE-Geldsack.

Ohne Anwalt kommt man kaum raus aus dem Vertrag. Gemeinsam mit einem Anwalt soll es allerdings meist gelingen. Einige Informationen dazu erhalten Sie, wenn Sie in das Suchfeld von Google, Bing usw. rechtsanwalt gewerbeauskunft-zentrale eingeben.

Damit das zockige GWE-Geschäftsmodell funktioniert, müssen also viele kleine Gewerbetreibende, Handwerker und Mittelständler zu ihrem „Glück“ gezwungen werden.

Das gängige Argument, die Geschädigten hätten wegen ihrer „Dummheit“ selber Schuld, denn es sei bei einiger Sorgfalt zu erkennen, dass eine GmbH als Vertragspartner auftritt, ist zwar grundsätzlich richtig. Da die öffentliche Hand vom Bund bis zu den Kommunen aber zunehmend private Unternehmen mit öffentlichen Aufgaben betraut, ist dieser Einwand jedoch nicht stichhaltig.

Und nicht zu vergessen: Es ist üblich, dass die Grundeinträge in Online- und meist auch in gedruckten Branchenverzeichnissen kostenlos sind, egal, ob von der öffentlichen Hand oder von Privatfirmen angeboten.

Fazit:
Geld mit Online-Inhalten zu verdienen
(z.B. Zeitungen, Adressdatenauskunft)
gelingt immer seltener.

Ausnahme Porno.

Auf das – sehr euphemistisch ausgedrückt – unfaire Kundenrekrutierungsverfahren der sogenannten Gewerbeauskunft-Zentrale bin ich dank der informativen Warnseiten aufmerksam geworden, die eindringlich und überzeugend vor Verträgen mit der Düsseldorfer GWE Wirtschaftsinformations GmbH von Sebastian Cyperski warnen, die ja mit der Gewerbeauskunft-Zentrale identisch ist.

Anfang Mai 2012 habe ich den inkriminierten Formularvertrag der GWE Wirtschaftsinformations GmbH unterschrieben.

Zwei Wochen später erhielt ich die abgebildete Rechnung, die ich innerhalb von 10 Tagen begleichen sollte. Widrigenfalls drohe Geldeintreibung via Inkasso-Institut ohne vorherige Mahnung.

Mein Argument für die Auflösung des Vertrags: Ich habe das Formular unterschrieben, weil mein mit dem Ausfüllen betrauter Mitarbeiter dieses Formular für einen amtlichen Vordruck gehalten hat, den ich daher nach kurzem Überfliegen unterschrieben habe.

Fortsetzung in Bälde mit der zu erwartenden
Nicht- oder Standardantwort.

Hier meine Reaktion auf die Nichtantwort:

Der „stumme Mensch“ aus Düsseldorf

Wie nicht anders ich erwartet,
hat Cyperski, forsch gestartet,
weiter sein Ding durchgezogen:
Keine Antwort – „ausgewogen“ …
Und weil einfühlsam ich bin,
zieht 's mich zum Verstehen hin.
Was mag dieser Gutmensch denken,
den die fiesen Menschen kränken,
Menschen, so wie du und ich:
herrlich dämlich, liederlich …

„Diese Dödel ham 's verdient,“
sagt Cyperski sich und grient.
„Wieder hab ich es geschafft,
ein paar Euros brav gerafft.
Dafür kriegen bald sie schon
eine Web-Präsentation
von der allerfeinsten Sorte
an ganz exklusivem Orte.
Viel PR für wenig Geld –
das ist das, was stets gefällt.

Doch da gibt es böse Leute
in von mir betreuter Meute,
die das Ganze nicht verstehen,
überall nur Fallen sehen,
die doch niemals ich gestellt,
ich, Cyperski, Mann von Welt.
Immer will ich doch nur Gutes.
Wenn nicht ich – wer sonst denn tut es?“

Nachtrag

Offensichtlich ist die Betrugsmasche nun endlich gestoppt.
Im neuesten Newsletter der IHK Schleswig-Holstein vom
10. August 2012 ist zu erfahren, dass Adressbuchverlage wie die Düsseldorfer Gewerbeauskunft-Zentrale so wie hier beschrieben nicht „kassieren“ durften und zukünftig diese Bauernfängermasche unterlassen müssen.
Siehe dazu IHK informiert über GAZ.

Das Urteil des Bundesgerichtshofs vom 26.7.2012:

„Wird eine Leistung (hier: Grundeintrag in ein Branchenverzeichnis im Internet)
in einer Vielzahl von Fällen unentgeltlich angeboten, so wird eine Entgeltklausel, die nach der drucktechnischen Gestaltung des Antragsformulars so unauffällig in das Gesamtbild eingefügt ist, dass sie von dem Vertragspartner des Klauselverwenders dort nicht vermutet wird, gemäß § 305c Abs. 1 BGB nicht Vertragsbestandteil.“



Rechnung der Gewerbeauskunft-Zentrale für 1 Jahr

Wenn auch Sie sich für einen Eintrag ins Gewerbeauskunftverzeichnis interessieren, dann geben Sie bitte „Gewerbeauskunft-Zentrale“ in Ihre Lieblingssuchmaschine ein. Dort finden Sie viele überzeugende Berichte über Sebastian Cypersky, seine GWE Wirtschaftsinformations GmbH und seine synonyme Gewerbeauskunft-Zentrale.

Wie ich mir Herrn Cyperski von der Gewerbeauskunft-Zentrale vorstelle
GWE-Wirtschaftsinformationsdienst GmbH alias Gewerbeauskunft-Zentrale
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